Besuch bei AER-Partnerfamilien in Kerala
So wie jedes Jahr seit dem Bestehen der Aktion, verwendete Fam. Schneider auch heuer wieder einen Teil des Urlaubs, um Partnerfamilien zu besuchen. Dankenswerter Weise erklärte sich Mr. Johny wieder bereit, die Begleitung zu übernehmen. Als Leiter der Familienprojekt-Abteilung in Kanjirapally hat er die meisten Kentnisse über die Situationsverhältnisse der einzelnen Familien. Seiner großen Erfahrung ist es zuzuschreiben, dass er, gemeinsam mit den Familienoberhäuptern, in der Regel eine gute Lösungsmöglichkeit für deren Probleme findet.
Unsere Aufgabe dabei ist es, so viel Geld wie möglich dafür zu beschaffen. Hier handelt es sich um Familien, deren Situation sich trotz einer Patenschaft nicht wesentlich verbessert hat. Die Gründe dafür sind vielfältig, wie etwa eine schwere Krankheit, verbunden mit sehr hohen medizinischen Kosten, die Begräbniskosten nach einem Todesfall in der Familie, ein Unfall, Krankheit oder Tod einer Kuh, Einsturz des Wohnhauses, Schaden durch einen Baumfall auf das Haus, usw. und nicht zu vergessen die Mitgift und Ausgaben für eine Hochzeit, wenn die Familie eine oder gleich mehrere Töchter hat.
Bei unseren Besuchen kam uns wieder zum Bewusstsein wie schwierig es oft ist, die Häuser dieser armen Familien zu erreichen. So mussten wir einen steilen Aufstieg überwinden, über mehr als 50 unregelmäßig hohe, in den Fels geschlagene Steine. Der Familienvater musste sich vor einem Jahr einer Herz-OP unterziehen. Es ist unvorstellbar, wie er in seinem sehr schlechten Zustand zur Hauptstraße gebracht werden konnte, wo der Rettungswagen auf ihn wartete. Aber auch für die gesunden Familienmitglieder ist diese Wohnlage eine große Herausforderung. Wie alles zum Leben Nötige, muss auch das Wasser vom Tal geholt werden. Seit der Erkrankung des Familienvaters ist das einzige Einkommen der Familie der geringe Lohn des Großvaters von seiner Tätigkeit als Gummibaumanschneider. Die Patenschaftshilfe wird zur Gänze für die medizinischen Ausgaben und die Ausbildung der beiden Töchter verwendet.
Immer wieder treffen wir Familienmitglieder an, die Lähmungen in den Beinen haben. Es begann mit starken Schmerzen in den Beinen, die sie nach kurzer Zeit nicht mehr bewegen konnten. Die Ärzte können sich nicht erklären, was diesen Zustand auslöst, sind aber in den meisten Fällen überzeugt, dass sich bei Anwendung einer entsprechenden Therapie eine deutliche Besserung einstellen würde. Leider ist in diesen Familien für so eine Behandlung kein Geld vorhanden.
Auch heuer trafen wir einen Familienvater an, dessen Beine seit 11 Jahren gelähmt sind. Im Bett liegend macht er die Buchhaltung für die Pfarre, dafür bekommt er im Monat umgerechnet 15 Euro. Mit diesem geringen Einkommen muss die 3-köpfige Familie ihr tägliches Leben bestreiten. Um ihm die Arbeit etwas zu erleichtern, indem er sie im Sitzen erledigen kann, ließen wir 100 Euro dort für den Kauf eines Rollstuhls.
In einem kleinen Krankenhaus führte uns die Ärztin zu einem jungen Mann. Er ist vor 4 Jahren vom Baum gefallen und seither sind seine Beine gelähmt. Die Mutter war bei ihm, sie ist schon älter und bei schlechter Gesundheit. Der Vater lebt nicht mehr und seine einzige Schwester hat Krebs im Endstadium. Der Anblick dieses armen Kranken rührte uns sehr, er wurde gerade wegen einer offenen Wunde am Rücken behandelt. Nach Auskunft der Ärztin könnte der Junge aller Wahrscheinlichkeit nach mit einer Therapie die Beweglichkeit der Beine wiedererlangen. Wir ließen die dafür nötigen 250 Euro dort in der Hoffnung, dass die Behandlung zum Erfolg führt.
Zusätzlich zu diesen bereits erwähnten 350 Euro gaben wir 350 Euro für die Anschaffung einer Kuh, sowie 250 Euro als Teilbetrag für eine Schulausbildung. Eine Familie lebte mit 2 Kindern in einer unzumutbaren Hütte, bestehend aus einem Gerüst aus Bambus das mit Palmenblättern umwickelt und mit Plastik abgedeckt war. Das Geld von der Patenschaft musste fast zur Gänze für den Kauf eines Grundstückes verwendet werden. Wir ließen 600 Euro dort, das sind die halben Kosten für einen Haus-Neubau.
Die Soforthilfe konnten wir nur deshalb leisten, weil wir vor der Reise von freundlichen Menschen Geldspenden für besondere Notfälle bekommen haben. Wir danken sehr herzlich dafür, denn auf diese Weise ist es uns weitgehend erspart geblieben, diese armen Menschen hoffnungslos zurückzulassen.
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