Aktion "Erzengel Rafael"
Patenschaftsbericht 2012
Wie schon in der Einladung erwähnt, sind wir sehr betrübt, dass seit dem Treffen im Vorjahr der Zuwachs des Patenfamilienstandes so gering war wie noch nie seit dem Bestehen der Aktion Erzengel Rafael. Wir halten jetzt bei 606 Familien. Damit werden seit dem Bericht von 2011 nur um 24 Familien mehr unterstützt. Das bedrückt uns deshalb so, weil wir heuer im Februar erleben mussten, dass die Situation der armen Familien immer hoffnungsloser und Hilfe immer nötiger wird. Wie jedes Jahr besuchten wir auch heuer einige Familien, z.T., weil uns die Paten darum gebeten hatten, aber auch um bei manchen Familien einen Weg aus der Aussichtlosigkeit ihrer Lage zu finden. Um eine Lösung der Probleme bemüht sich unser Begleiter Mr. Johny, der Leiter der Familienprojektabteilung der Diözese Kanjirapally, gemeinsam mit der Familie. An uns liegt es, womöglich das dafür benötigte Geld zu besorgen und zu schicken. Leider gelingt uns das nur in wenigen Fällen, weil einerseits die Paten dieser Familien selbst nicht weiterhelfen können und wir andererseits viel zu wenig Spenden bekommen.
Insgesamt waren es heuer 11 Familienbesuche. Bei einer Familie, die bei der Familie des Bruders lebt, war die Luft spürbar spannungsgeladen. Der Schwägerin war anzusehen, dass sie die Familie ihres Mannes aus dem Haus wünscht. Das Problem wird aber so schnell nicht zu lösen sein, wenn überhaupt. Die Grundstückspreise sind so enorm gestiegen, dass die Familien wegen des geringen Verdienstes oft nicht einmal einen Bankkredit für ein Grundstück bekommen. Dazu kommt noch der Hausbau, der beinahe ebenso unerschwinglich ist, weil z.B. der Preis für Sand so hoch ist, dass er oft nur durch stehlen erworben werden kann. Auch die Mutter der beiden Brüder lebt in diesem Haus. Sie leidet an Parkinson, sieht aus wie ein Häufchen Elend und benötigt tägl. Medizin im Wert von 40 Rupien. Es tut immer weh, die Blicke der verzweifelten Eltern voll Hoffnung auf uns gerichtet zu sehen und schon dort zu wissen, dass wir nicht entsprechend oder gar nicht helfen werden können.
Beinahe in jeder Familie gibt es eine Tochter welche die Krankenschwesternausbildung anstrebt. Für die Eltern ist das ein großes, zusätzliches finanzielles Problem, für die Mädchen Hoffnung auf eine bessere Zukunft. So eine Ausbildung beläuft sich auf rund € 3000,--. Eine Spezialausbildung, z.B. zur Hebamme kostet ein paar hundert Euro mehr.
Auch der Tod eines Angehörigen kann eine Familie an den Rand des Ruins führen. So kostet ein gewöhnliches Begräbnis für arme Leute rund € 800,--. Oft ist der Tod die Folge einer längeren Krankheit, vielfach mit Krankenhausaufenthalt, was enorme Kosten verursacht, weil es keine Krankenversicherung gibt. Die Folgekosten sind dann teure Medikamente.
Um sowohl bei der Ausbildung, als auch bei der medizinischen Versorgung helfen zu können, haben wir vor einigen Jahren für beide Bereiche ein Spendenkonto eingerichtet. Mit dem Geld auf dem Ausbildungskonto konnten wir im Schuljahr 2011 wieder 8 begabten Schülern den 2-Jahreskurs bezahlen, der für eine Ausbildung nötig ist. Die Kurskosten betragen € 150,--. Vier weiteren Schülern mit einem sehr guten Zeugnis konnten wir nicht helfen, weil zu wenig Geld auf dem Spendenkonto ist.
Bedanken müssen wir uns bei jenen Helfern, die uns vor der Reise für unsere Familienbesuche Geld mitgeben. Heuer waren es Euro 700,-- die wir 15 Familien, für die das Geld bestimmt war, als Geschenk der Paten weitergaben. Euro 890,-- bekamen wir für rasche und direkte Hilfe mit. Das Geld reichte für eine Ziege mit Kitz, für den Bau eines Kuhstalles und für Medikamente. Die Kuh und das Kalb standen nur unter einer zerrissenen Plastikplane, die über Bruchstücke eines verfallenen Gemäuers gespannt war und den Tieren keinerlei Schutz bot.
Ein Beispiel für die Wirksamkeit unserer Hilfe ist die Familiensituation des heute 17-jährigen Bibin. Seit unseren ersten Familienbesuchen im Jahre 1999 begleiten wir den Werdegang des Jungen. Viele werden sich an ihn erinnern, weil wir oft über ihn berichtet haben. Von seinen verkrüppelten Beinen, die nach einer OP monatelang eingegipst waren, über seinen jahrelangen Aufenthalt im Heim für körperbehinderte Kinder und seinem Zeichentalent. Vor einem Monat hat er einen Brief geschickt mit dem Dank für das für ihn so hilfreiche Wasserklosett, für das wir voriges Jahr € 200,-- bei unserem Besuch dort gelassen haben. Er teilte uns die erfreuliche Nachricht mit, dass er jetzt einen 3-jährigen Computerkurs besucht. Weil seine Beine sehr unterentwickelt und zu schwach sind für sein ohnehin geringes Körpergewicht, kann er sich nur mithilfe von Krücken fortbewegen. Deshalb muss er den Schulweg mit der Autorikscha zurücklegen was tägl. 100 Rs. kostet. Das Schulgeld für 1 Jahr beträgt Rs. 15,000.-- = ca. € 250,--. Seine Familie hätte das Geld für die teure OP nie aufbringen können, was bedeutet hätte, dass Bibin sein Leben lang bettlägerig gewesen wäre und nie selbständig hätte werden können. Herzlichen Dank seiner Patin, die außer dem Beitrag für die Patenschaft auch noch zusätzlich die teure Operation bezahlte. Ohne OP hätte er nicht einmal sitzen können, geschweige denn gehen. Der Schulbesuch wäre unmöglich und seine Zukunft hoffnungslos gewesen. Die Hilfe aber hat ihn zu einem fröhlichen, jungen Mann heranreifen lassen. Bei unserem ersten Besuch bestand das Haus aus Lehmziegel, die zerbröselten und durch die sich die Ameisen durchfraßen. Mit dem Betrag aus der Patenschaft ersetzte die Familie diese durch gebrannte Ziegel, der Fußboden bekam einen Zementestrich und sie kauften eine Kuh. Während die Mutter kürzlich in einem Milchgeschäft Arbeit gefunden hat, betreut der Vater die Kuh und verdient Geld mit Hilfsdiensten bei Nachbarn. Bibin's älterer Bruder machte die Lehre zum Automechaniker.
Das Beispiel dieser Familie zeigt aber, dass bei so schwerwiegenden Problemen der Betrag aus der Patenschaft nicht ausreicht. Die Familie hätte zwar ein fest gebautes Haus und eine Kuh gehabt, dafür einen bettlägerigen Sohn, der bis an sein Lebensende rundum hätte betreut werden müssen.
Deshalb ist jeder Spendenbetrag, unabhängig von einer Patenschaft so wichtig, um Familien in ähnlich extremer Situation ausreichend helfen zu können.
Spenden erbitten wir auf das Konto Nr. 1.900.760 bei der Raiffeisenbank Stegersbach BLZ 33027 lautend auf „Aktion Erzengel Rafael"